Samstag, 5. August 2017

Belgien-Reise Tag 3: Brügge - Venedig des Nordens

Der nächste Tag war vollständig der Erkundung Brügges gewidmet, das wir nach gut einer Stunde Fahrt erreichten. Mit der Reiseleitung hatten wir diesmal nicht so viel Glück wie mit Louise. Sie hatte eine sehr leise Stimme, so dass man sie über den normalen Lärmpegel einer Stadt fast nicht verstand. Sie konnte auch nicht so gut erzählen wie Louise und verzettelte sich in Details, was die Führung eher langweilig machte.

Bereits am Rand der Altstadt kamen wir an vielen historisch interessanten Gebäuden vorbei. Die ältesten erkennt man daran, dass viele verschiedenfarbige Ziegel für den Bau verwendet wurden, während die neueren an den regelmäßigen, einfarbigen Ziegeln zu erkennen sind. Das Besondere an Brügge ist die Tatsache, dass die Stadt nie durch Brände oder Kriege zerstört wurde und deshalb der mittelalterliche Stadtkern vollständig erhalten ist. Aus diesem Grund wurde der Stadtkern im Jahr 2000 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. Um die Altstadt so authentisch wie möglich zu halten, sind dort z.B. auch das Anbringen von Werbeplakaten und Veränderungen an den Gebäuden verboten.





Bevor wir die Altstadt weiter zu Fuß erkundeten, nahmen wir an einer Grachtenfahrt teil und ließen uns ein wenig durch die Kanäle schippern. Genaugenommen sind es in Brügge keine Grachten, sondern Reien - benannt nach dem Flüsschen Reie, das Brügge im Mittelalter direkt mit der Nordsee verband. Vom Boot aus hatte  man einen schönen Blick auf die Gebäude, auch wenn der bedeckte Himmel fototechnisch nicht so vorteilhaft war. Trotz der Wolken war es aber ordentlich heiß und vor allem drückend schwül.




Nach der Bootsfahrt machten wir eine Erkundungstour durch die Stadt und besuchten die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, die da sind:

* die Liebfrauenkirche mit der Brügger Madonna von Michelangelo: leider wurde die Kirche gerade renoviert, so dass man den Innenbereich nicht besichtigen konnte.




* die Heilig-Blut-Basilika, das älteste Gebäude in Brügge.


* der Rozenhoedkaai.



* der Belfried, ein 83 Meter hoher Turm, der sich am zentralen Marktplatz befindet und im 13. Jahrhundert erbaut wurde.



* der Grote Markt, der zentrale Markt von Brügge und Herz der Altstadt. Er wurde ebenfalls im 13. Jahrhundert erbaut und war damals noch mit dem Schiff erreichbar. Hier befand sich auch die Waterhalle, in welcher die Tücher gelagert wurden. Brügge war im Mittelalter eines der Zentren der Textilindustrie und des Fernhandels in Europa.



Nach der Stadtführung hatten wir noch Zeit, die Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Auf dem Grote Markt haben wir uns in einem der zahlreichen Straßenlokale ein leckeres Sandwich mit geräuchertem Lachs schmecken lassen und dazu gab es wieder eine Runde Bier, diesmal Brugse Zot, ein Kwak und ein Bourgogne des Flandres.


Als Fazit kann ich sagen, dass Brügge wirklich eine schöne und sehenswerte Stadt ist. Es ist nur schade, was die Belgier draus machen. Eigentlich hatte ich erwartet, dass der historische Stadtkern ebenso geschützt und gepflegt wird wie z.B. in Rothenburg o.d. Tauber, wo die gesamte Altstadt für Autos gesperrt ist. Bei Brügge ist das aber überhaupt nicht der Fall. Hier gibt es keine verkehrsberuhigte Zone und sogar auf dem historischen Marktplatz geht es zu wie in der Rush Hour. Die Massen an Touristen drängen sich dabei auf den Gehsteigen und müssen aufpassen, dass sie nicht von einem Auto, einem Motorad oder einer der zahlreichen Pferdekutschen über den Haufen gefahren werden.

Eine weitere Sache, die mich in Brügge gewaltig gestört hat, waren die Sommerfestival-Aufbauten mitten in der Altstadt. Es war fast unmöglich, die Gebäude vernünftig anzusehen, geschweige denn zu fotografieren. Immer hatte man irgendein Gerüst, einen Bühnenaufbau oder eine Fahne mit Coca-Cola-Werbung im Blickfeld. Abgesehen von der optischen Verschandelung kann ich mir nicht vorstellen, dass laute Musik und Bassgewummere so förderlich für den Erhalt der Gebäude sind. Mit einem UNESCO Weltkulturerbe sollte man schon etwas umsichtiger umgehen.

Ein weiterer Wermutstropfen in Brügge sowie auch in anderen belgischen Städten sind die Preise für Getränke. Am Tag unseres Besuchs war es wirklich sauheiß und wenn es heiß ist, hat man ordentlich Durst. Problem: man bekommt nichts Vernünftiges zu trinken. Während man hierzulande gewohnt ist, einen halbe Liter Wasser , Apfelsaftschorle, etc. für einen vernünftigen Preis zu bekommen, ist in Belgien 0,25 l mengenmäßig das höchste der Gefühle. Bei Bier 0,33 l, aber man kann ja nicht ständig Bier trinken. Für diesen Schluck Wasser oder Eistee zahlt man dann 6 € und hat hinterher immer noch Durst. Klar kann man sich Wasserflaschen im Rucksack mitnehmen, was wir auch gemacht haben, aber man kann diese auch nicht kiloweise mit sich rumschleppen und wenn´s heiß ist, möchte man auch mal gerne was Kühles trinken. In Sachen Gastfreundschaft haben die Belgier noch einiges aufzuholen.

10 Kommentare:

  1. Brügge ist eine wunderschöne Stadt, ich war vor Jahren mal zu einem Tagesausflug dort!
    Wegen deines Kommentars: Ich finde auch, der Garten könnte ruhig etwas wilder sein.

    Sigrun

    AntwortenLöschen
  2. Danke für den Reisebericht und die schönen Bilder. Ich würde Brügge gerne besuchen, es wird wohl in der Nebensaison besser sein. Lg aus Wien

    AntwortenLöschen
  3. Was für eine schöne Stadt! Aber es ist schon merkwürdig, dass man da kein vernünftiges Mineralwasser zum Durstlöschen bekommt.
    Liebe Grüße
    ANdrea

    AntwortenLöschen
  4. Servus!
    Danke für deinen Reisebericht ud die schönen Fotos!
    LG Sandra

    AntwortenLöschen
  5. UI, über die Preise habe ich dann doch gestaunt - aber die Fotos und dein Bericht sind echt klasse! Brügge scheint eine wirklich schöne Stadt zu sein! - Danke, dass du sie uns nahe gebracht hast! LG Martina

    AntwortenLöschen
  6. Liebe Varis, so kannte ich Belgien noch nicht... ich war erst einmal in Brüssel, aber Brügge gefällt mir so wie auf Deinen Bildern sehr gut! Liebe Grüsse, Miuh

    AntwortenLöschen
  7. Servus Varis,
    deine "Gastfreundschaft" uns durch die Stadt zu führen ist fürtrefflich. Schön, dass du die nicht sooo "schokoladigen" Seiten auch nicht fotografiert hast!
    Herzlich willkommen bei mir und eine gute Woche,
    Luis

    AntwortenLöschen
  8. Liebe Varis, Du hast mir Brügge sehr nahe gebracht und nicht nur die schönen Seiten, sondern auch die weniger schönen, was Deinen Reisebericht sehr autentisch macht für micht. Vielen Dank für die Mühe, die Du Dir gegeben hast und die wundervollen Fotos.
    glg Susanne

    AntwortenLöschen

  9. Vielen Dank fürs Mitnehmen, liebe Varis. Ich habe auch nicht schlecht über die Getränkepreise gestaunt,
    aber Belgien ist auch kein Einzelfall in dieser Hinsicht. Umso mehr habe ich mich über deine Bilder und über deine „Führung“ gefreut.
    Hab wunderfeinen August und möge dein Füllhorn voll sein,
    die Grażyna

    AntwortenLöschen
  10. Anonym11:40

    Hallo Varis,
    vielen Dank für diesen informativen Bericht. Er macht durchaus Lust, Brügge einmal zu besuchen. Die Preise in Belgien durfte ich bei unserem Besuch in Maastricht vor drei Jahren auch "genießen". Auch wir vermissten damals, Mineralwasser kaufen zu können. Stattdessen haben wir an einem heißen Sommertag Limo getrunken und deren Auswirkungen hast Du in Deinem Beitrag bereits beschrieben mit Eistee: Noch mehr Durst. Ich würde mir auf jeden Fall das nächste Mal ausreichend Mineralwasser mitnehmen.
    Liebe Grüße von Ingrid

    AntwortenLöschen

Vielen lieben Dank, dass ihr euch die Zeit für einen Kommentar nehmt. Ich freue mich sehr über jeden einzelnen!

Bitte beachtet vor dem Kommentieren, dass ihr euch mit der Nutzung der Kommentarfunktion mit der Speicherung und Verarbeitung eurer Daten durch diese Website einverstanden erklärt. Für die Kommentarfunktion werden neben dem Kommentar auch Angaben zum Zeitpunkt der Erstellung des Kommentars, die Email-Adresse und der Nutzername gespeichert.

Eure Email-Adresse wird an mich weitergeleitet, wenn ihr einen Kommentar auf diesen Seiten veröffentlicht. Wenn ihr das nicht möchtet, seht bitte davon ab, einen Kommentar zu posten.

Du kannst Nachfolgekommentare durch Setzen des Häkchens rechts unter dem Kommentarfeld abonnieren. Google informiert dich dann mit dem Hinweis auf deine Widerrufsmöglichkeiten durch eine Mail an die Adresse, die du in deinem Profil hinterlegt hast. Wenn du das Häkchen entfernst, wird das Abonnement gelöscht und dir eine entsprechende Nachricht übersandt.Du kannst deinen eigenen Kommentar jederzeit selber wieder löschen oder durch mich entfernen lassen.
Beim Setzen eines Hakens für weitere Benachrichtigungen auf Folgekommentare erklärst Du Dich ebenfalls einverstanden, dass evtl. personenbezogene Daten abgespeichert werden können.

Mit dem Absenden deines Kommentars bestätigst du, dass du meine Datenschutzerklärung und die Datenschutzerklärung von Google unter https://policies.google.com/privacy?hl=de
gelesen hast und akzeptierst.

Meine Datenschutzerklärung findest du auf der rechten Seite unterhalb meines Profils.

LG, Varis