Und jetzt geht die Reise auch schon weiter...
Nach den interessanten Einblicken in die Bierkultur Belgiens erreichten wir den berühmten kleinen Pinkler Manneken Pis, der 1618 vom Brüsseler Bildhauer Hieronimus Duquesnoy geschaffen wurde. Der kleine Kerl ist mit seinen 60 cm ziemlich mickrig und die Originale, die in diversen Brüsseler Schaufenstern posieren, sind deutlich beeindruckender als das Original, das genau genommen auch gar kein Original mehr ist. Das Manneken wurde im Laufe der Geschichte immer wieder gestohlen und mittlerweile ziert eine Kopie den Brunnen von Brüssel.
Manneken Pis wird zu verschiedenen Anlässen und Festlichkeiten gerne verkleidet. Mehr als 950 Kostüme soll es für den kleinen Kerl geben. Und zweimal im Jahr pieselt er sogar Bier anstatt Wasser. Das kann man sich dann kostenlos direkt ins Glas pinkeln lassen.
Auf dem Weg zurück zum Bus kamen wir noch am Brunnen mit der Skulptur von Charles Buls vorbei. Buls war von 1891 bis 1899 Bürgermeister von Brüssel und setzte sich für die Gleichberechtigung der niederländischen Sprache in Belgien ein. Heute setzen sich die Brüsseler gerne auf den Schoß der Skuptur und streicheln ihren Schnurrbart.
Dann ging es weiter mit der Stadtrundfahrt, während der uns Louise viel Interessantes über die belgische Geschichte erzählte. Brüssel wurde unter der Herrschaft der Herzöge von Brabant zur wichtigsten Stadt Belgiens und löste die Universitätsstadt Löwen in dieser Funktion ab. Im 14. Jahrhundert starb das Herzogtum Brabant aus, da keine männlichen Nachkommen mehr vorhanden waren. Von den Töchtern Johanns III. von Brabant hatte nur die jüngste Tochter Margarete ein einziges Kind - ebenfalls eine Tochter, die den Herzog von Burgund heiratete. Nach vier Generationen ehelichte Maria von Burgund den Habsburger Maximilian I. und Belgien fiel an Österreich. Später regierte Maximilians Enkel Karl V., der mütterlicherseits dem spanischen Königshaus entstammte. Er teilte sein Reich auf, so das Belgien im 16. Jahrhundert spanisch und somit auch katholisch wurde. Nach zwei weiteren Jahrhunderten unter österreichischer bzw. französischer Herrschaft erlangte Belgien 1830 schließlich seine Unabhängigkeit.
Zum 50. Jahrestag der belgischen Unabhängigkeit wurde im Auftrag des Königs Leopold II. der Jubelpark oder Parc du Cinquantenaire mit seinem imposanten Triumphbogen erbaut. Allerdings wurde das Jubeltor erst 25 Jahre später 1905 zum 75. Jahrestag fertig gestellt. Grund der Verzögerung war eine Auseinandersetzung zwischen dem König und der Regierung, die für ein in ihren Augen unnützes Gebäude kein Geld ausgeben wollte.
Nach der Stadtrundfahrt besuchten wir dann das berühmte Atomium, das für die Weltausstellung 1958 als Symbol für die friedliche Nutzung der Kernkraft erbaut worden war. Das Atomium wurde von André Waterkeyn entworfen und unter der Leitung der Architekten André und Jean Polak erbaut. Es ist 102 Meter hoch und besteht aus neun mit Edelstahlblechen überzogenen Kugeln von jeweis 18 Metern Durchmesser, die mit insgesamt 20 Rohren verbunden sind. Das Atomium stellt die Eisen-Kristallstruktur in 165-milliardenfacher Vergrößerung dar.
Sechs der neun Kugeln sind begehbar und in der obersten Kugel befindet sich ein Restaurant und eine Aussichtsplattform, die man über einen Aufzug im zentralen Rohr erreicht. 1958 war der Aufzug mit einer Geschwindigkeit von 5 m/s der schnellste der Welt.
Von außen ist das Atomium wirklich sehenswert und beeindruckend. Das Geld für einen Besuch der Kugeln kann man sich jedoch getrost sparen. Wir sind mit dem Aufzug nach oben zur Aussichtsplattform gefahren, aber Brüssel bietet von oben keinen wirklich spektakulären Anblick. Die anderen Kugeln beherbergen Ausstellungen, die einen jetzt auch nicht vom Hocker reißen. Insgesamt ist es einfach ein Touristen-Kommerz, den man sich nicht unbedingt geben muss.
Die Zeit bis zur Rückfahrt haben wir dann lieber im nahegelegenen Imbiss für eine kurze Erfrischung in Form einer Bierverkostung genutzt. Diesmal haben wir Hoegaarden, Leffe und Vedett probiert. Das Hoegaarden hatte einen ausgeprägten Estragon-Geschmack - ungewöhnlich, aber nicht schlecht.
Neben Waffeln, Bier und Pommes ist Belgien noch für eine weitere Spezialität bekannt: für Schokolade und Pralinen. Und so stand am späten Nachmittag noch ein Besuch im Planète Chocolat an. Dort wurden wir während einer sehr kurzweiligen Präsentation in die Kunst der Pralinenherstellung eingeweiht. Das Planète Chocolat wurde 1991 gegründet und zählt zu den 11 besten Schokoladenherstellern Europas. Es ist bekannt für seine handgemachte Schokolade ohne Zusatzstoffe. Bei unserem Besuch dort konnten wir uns von der Qualität selbst überzeugen und durften verschiedene Pralinen und eine heiße Schokolade kosten. Für Schokoladenliebhaber ein Traum - nur leider gehöre ich zu der seltenen Spezies Mensch, die nicht so viel mit Schokolade anfangen kann. Für mich war das an diesem heißen Tag nach 2 km Fußmarsch zum Geschäft in sengender Sonne schon fast too much. Ein schöner kalter Eistee wäre mir da lieber gewesen als eine heiße Schokolade. Aber die Qualität war auf jeden Fall top!
Was mir in Verbindung mit Belgien ebenfalls zuvor nicht so bewusst war, ist die hohe Zahl an Immigranten. Brüssel z.B. ist ein wahrer Schmelztiegel der Nationen und wenn man sich die Menschen in den Straßen betrachtet, könnte man sich ebensogut in Kairo oder Riad befinden. Über ein Viertel der Bevölkerung in Brüssel ist arabischer Abstammung.
Ich habe deinen 2. Brüsselbericht sehr genossen. Wie ich schon schrieb, frische ich bei dir alte Erinnerungen auf.
AntwortenLöschenManneken Pis haben wir damals irre lange gesucht und ich war total platt, als ich dann so ein kleines Dingelchen fand.
Aber während der Suche hatten wir eine Menge Spaß.
Das Atomium kenne ich nur von außen. Offenbar habe ich nichts verpasst.
Was du über die Stimmung in der Stadt schreibst, habe ich auch so empfunden. Wie gesagt, es ist schon einige Jahre her und von Terror war nicht die Rede.
Trotzdem denke ich, dass sich ein Besuch Brüssels lohnt. Wenn man genau hinsieht, findet man viele schöne Winkel. Aber was rede ich, du schreibst das ja selbst.
Mit Vorfreude auf den nächsten Bericht,
LG Anette
Liebe Varis,
AntwortenLöschenauch ich danke Dir für einen weiteren ausführlichen Reisebericht
und wüsnche Dir nun ein entspanntes und schönes Wochenende!
♥ Allerliebste Grüße,Claudia ♥
Klasse Varis,
AntwortenLöschengleich am Anfang das pinkelnde Männchen und das erinnert mich an meinen Enkel, wenn ich ihm frische Pampers anziehe, dann muß ich auch manchmal aufpassen. :-)))
Lieben Gruß Eva
Das Männeken-Piss lässt mich direkt lächeln, liebe Varis. Was für wunderbare Brüssel-Impressionen. Belgien ist immer eine Reise wert, nicht wahr?! Das letzte Mal waren wir in Brügge.. wunderschöne!! Ganz liebe Grüße, Nicole
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