Sonntag, 2. Juli 2017

Salzburger Freilichtmuseum

 Der Wurm selbst, der im Staub sich windet,
Er sei verschont von deinem Tritt,
Denn auch das kleinste Thier empfindet
die süße Lust des Lebens mit. 
(Goldene Hausregeln und Sinnsprüche zum Schutze der Thiere)

Eigentlich wollten wir gestern nach Bad Reichenhall und die neue Saline besichtigen. Anlässlich der 500-Jahr-Feier war dort nämlich Tag der Offenen Tür. Nachdem wir jedoch über eine halbe Stunde vergeblich auf der Suche nach einem Parkplatz herumgekurvt waren, haben wir es aufgegeben. Was aber nun machen mit dem angebrochenen Tag. Wandern ging nicht, da wir die Wanderschuhe nicht dabei hatten. Also beschlossen wir, dem Salzburger Freilichtmuseum einen Besuch abzustatten - eine sehr gute Entscheidung.

Das Freilichtmuseum ist riesengroß und man kann dort an die 100 Gebäude aus sechs Jahrhunderten besichtigen. Die Bauernhäuser wurden alle an ihrem Ursprungsort abgetragen und hier wieder aufgebaut. Das Areal ist in fünf Regionen unterteilt: Flachgau, Tennengau, Pongau, Lungau und Pinzgau. Besonders angetan haben es mir die Bauerngärten. Diese bunte Mischung aus Blumen, Gemüsepflanzen und Kräutern hat einfach einen unglaublich bezaubernden Charme. Rosafarbener Mohn, Fingerhut und Königskerzen leuchteten uns entgegen - umflattert von einer Vielzahl an Schmetterlingen. Besonders faszinierend fand ich den Dill dort. Das waren schon halbe Bäume! Wie bekommt man sowas nur hin?




"Monsterdill"


Aber auch die Häuser waren sehr interessant. Man kann sich gut vorstellen, wie hart das Leben damals gewesen sein muss.

Hier seht ihr das Lohner Gütl aus dem Jahr 1666 mit typischer Dreiteilung in Wohn-, Tennen- und Stallteil unter einem Dach.




Das Hiertl-Wohnhaus stammt aus dem Jahr 1771 und zeichnet sich durch die kunstvolle Gestaltung der Balkone und des Daches aus. Der Pferdestall ist hier direkt im Haus integriert und zeigt, wie wichtig diese Tiere dem Bauern in der damaligen Zeit waren.



Dem Knotzinger Wohnhaus aus dem Jahr 1798 sieht man an, dass hier wohlhabende Bauern zu Hause waren. Es ist großzügig gebaut und besitzt ein gemauertes Erdgeschoss mit großen Fensterstöcken aus Eichenholz.



Bauernpeter-Wohnhaus aus dem Jahr 1572.


alter Webstuhl

 historisches Bienenhaus

Zischkhäusl aus dem 18. Jahrhundert.

Die Beschreibung der Arbeitsschritte beim Wäschewaschen von Barbara Maier (geb. 1933) macht deutlich, wie mühsam die Hausarbeit seinerzeit gewesen ist:

"Die Wäsche wurde alle zwei Monate gewaschen. Das Wasser musste vom Brunnen geholt werden. Am ersten Tag haben wir die Aschenlauge gemacht. Am nächsten Tag ist die Wäsche in einem großen Bottich eingeweicht und dann jedes Stück eingeseift worden und kam dann wieder in den Bottich: unten die Strohsäcke, die als Matratzen dienten, dann die Leintücher, die Tischtücher, die Handtücher und zuletzt die schönen "Männerleitpfoadn" (Hemden). Dann hat man mit der im Kessel erhitzten Aschenlauge des ersten Tages die Wäsche 15 Mal übergießen müssen. Immer wieder die Lauge durch das Spundloch im Bottich ablassen und wieder erhitzen. Das war die Arbeit der Dirn. Im Winter kam danach der Bottich auf einen Schlitten, die Männer haben ihn hinausgezogen und wir haben die Wäscheteile gebürstet. Dann wurde die Wäsche zuerst heiß und dann eiskalt im Brunntrog geschwemmt und am langen Hausgang (Balkon) aufgehängt. Weihnachten und Lichtmess war das eine harte Arbeit, es war so kalt, dass die Wäsche beim Schwemmen schon fast gefroren ist."

Das waren schon noch andere Zeiten. Da ging es nicht so einfach wie heute: Wäsche rein in die Waschmaschine und dann rein in den Trockner und fertig.


Schmiede aus dem 18. Jahrhundert.

Fasziniert haben mich auch die Stangen bei der alten Brauerei, mit welchen die Hopfenpflanzen befestigt wurden. Das waren junge Fichtenstämme, bei denen man die Äste bis auf ein paar Zentimeter gekürzt hat. So dienten sie als Kletterhilfen für den Hopfen. Aus noch dünneren, ähnlichen Stämmen wurden damals auch die Eggen gefertigt.


Wenn ihr mal in der Gegend seid, solltet ihr dort auf jeden Fall mal vorbeischauen. Es lohnt sich auf alle Fälle und man bekommt einen guten Einblick in "die alte Zeit".

15 Kommentare:

  1. Liebe Varis, das Salzburger Freilichtmuseum besuche ich auch sehr gerne! Um die Zeit sind die Bauerngärten ein Traum. Manchmal gibt es auch Veranstaltungen zu einem bestimmten Thema. So etwas würde ich mir auch gerne einmal anschauen. Aber ich bin froh, dass heutzutage vieles wesentlich angenehmer ist.

    LG kathrin

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    1. Ja, ich habe dort gesehen, dass es immer wieder Veranstaltungen gibt, bei denen das alte Handwerk gezeigt wird. Das hätte mich schon auch interessiert.
      LG, Varis

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  2. Wir haben auch so ein schönes Freilichtmuseum. Ich finde es herrlich, dass es solche Museen noch gibt.
    glg Susanne

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    1. Wenn man sich vorstellt, dass all diese Höfe abgetragen und wieder aufgebaut wurden ist das schon sehr beeindruckend. Gut, dass dieses Kulturgut noch gehegt und gepflegt wird.
      LG, Varis

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  3. ...herrliche Bilder aus diesem interessanten Museum, liebe Varis,
    toll, dass es diese Museen gibt und man eine Ahnung vom Leben in vergangenen Zeiten bekommt...die Gärten gefallen mir auch gut...Dill hätte ich auch gerne im Garten und habe schon viel versucht, aber er will hier einfach nicht, da stehe ich auch immer nur staunend vor solchen Stauden...

    liebe GRüße Birgitt

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    1. Hallo Birgitt, der Dill dort hat mich echt total umgehauen. Ich liebe Dill schon seit meiner Kindheit und von solchen Prachtexemplaren kann man echt nur träumen. Hier im Garten wird er zwar schon was, aber lange nicht so wie in diesen Bauerngärten.
      LG, Varis

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  4. Liebe Varis,
    was für ein wundervoller Post über dieses so schöne Freilichtmuseum! Die Häuser sind herrlich, da möchtge man direkt einziehen ... so schöne Eindrücke, Ein - und Ausblicke ahst Du mitgebracht, vielen Dank!
    Gerne möchte ich Dich auch hier nochmal auf unserem Blog herzlich Willkommen heisen, schön, daß Du nun auch dabei bist! Dein Blog ist zauberhaft, und ich komme auch sehr gerne wieder :O)
    Hab noch einen zauberhaften Tag!
    ♥ Allerliebste Grüße,Claudia ♥

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    1. Liebe Claudia,
      vielen Dank für deinen herzlichen Kommentar und herzlich Willkommen im Krähen-Nest! Ich kann dein Lob nur zurückgeben und besuche deinen Blog sehr gerne wieder :)
      LG, Varis

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  5. Hallo Varis,
    sehr eindrucksvolle und informative Bilder vom Salzburger Freilichtmuseum hast du mitgebracht.
    Ich besuchte vor kurzem ein ähnliches Freilichtmuseum bei Hamburg. Natürlich mit völlig anderen Häusern und Gärten. Aber auch da gefielen mir die zu den Häusern passenden Gärten ganz besonders. Nur gut, dass ich nicht in dieser Zeit leben und vor allem arbeiten muss.
    LG Anette

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    1. Hallo Anette,
      es freut mich sehr, dich im Krähen-Nest begrüßen zu dürfen!
      Ich finde es immer sehr faszinierend, in das Leben in früheren Zeiten Einblick zu bekommen. Aber leben hätte ich damals sicher nicht wollen. Das war wahrlich kein Zuckerschlecken.
      LG, Varis

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  6. Hallo liebe Varis, zum ersten Mal auf deinem Blog und schon bin ich sehr beeindruckt.
    Deine Eingangszeilen, die goldenen Hausregeln – meine Güte, wie achtsam und süß ist das!
    Und dazu die schönen Worte, die du gefunden hast, mit deinen Bildern gekrönt. Es macht mich glücklich,
    deine Leserin zu sein, liebe Varis.
    Wünsche dir wundervollen Tag und alles Liebe, die Grażyna

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    1. Deine Worte machen mich glücklich, liebe Grażyna, und ich freue mich sehr, dass du ins Krähen-Nest gefunden hast!
      Ich wünsch dir alles Liebe, Varis

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  7. Ich liebe liebe liebe Freilichtmuseen.. immer wenn wir eines besuchen, würde ich am liebsten einziehen ;)) Deine Bilder sind wunderschön, bei dem Weidenkorb musste ich direkt unsere Babyzeit denken.. lächel! Ich wünsche Dir einen angenehmen Sommerabend. Herzlichst, Nicole

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    1. Das wär schon mal was - für ein paar Tage dort einziehen und so leben wie früher, um noch mehr ein Gespür dafür zu bekommen, aber immer mit sicherem Rückfahrschein in die heutige Zeit, denn dauerhaft so leben wie damals würde ich nicht wollen.
      Ich wünsch dir auch noch einen schönen, gemütlichen Sommerabend, Varis

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  8. Liebe Varis,
    schon Deine Zeilen Eingangs dieses Post haben mich total begeistert! Ähnlich erging es mir dann, als ich die herrlichen Bilder von Deinem Freilicht-Museums-Besuch anschauen konnte...Ich mag solche Zeitsprünge zurück sehr...dabei idealisiere ich vermutlich oft...aber man erkennt auch, wie mühsam, arbeits- und entbehrungsreich die damalige Zeit gewesen ist...
    Schau doch einmal hier:
    https://heidis-gruene-ecke.blogspot.de/2016/12/kunsthandwerk-in-vollendung-und.html
    Dieser Post zeigt ein klein wenig von den Vogtsbauernhöfen im Schwarzwald - auch ein Freilichtmuseum, dass wir immer wieder einmal sehr gerne besuchen...
    Alles Liebe
    Heidi

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