Belgien-Reise Tag 4: Antwerpen - die Diamantenstadt

Von Gent aus ging es weiter nach Antwerpen. Mit Ausnahme der Innenstadt haben wir Antwerpen in erster Linie mit dem Bus erkundet, da es hier in allen Ecken Interessantes zu sehen gibt und man das nicht alles zu Fuß erlaufen kann.

Zuerst statteten wir dem Viertel Zurenborg einen Besuch ab, das im Südwesten von Antwerpen liegt und vor allem in der Zeit zwischen 1890 und 1910 gewachsen ist. Zurenborg ist berühmt für seine Häuder im Jugendstil. In den 1960er und 1970er Jahren wollte man die Häuser abreißen lassen. Dann bekundeten aber viele Schriftsteller und Künstler Interesse an den Häusern und haben sie für einen sehr niedrigen Preis erworben. Auf diese Weise konnten die Häuser vor dem Abriss bewahrt werden. Zum Glück, denn jede einzelne Fassade ist absolut sehenswert.

Dann ging die Fahrt weiter durch das jüdische Viertel. Antwerpen hat eine große, jüdische Gemeinde, die damals im Mittelalter auch in Zusammenhang mit dem Diamantenhandel entstanden ist. Heute leben ca. 15000 Juden in der Stadt. Während der Fahrt durch dieses Viertel hat uns Louise viel Interessantes über die Lebensgewohnheiten der Juden erzählt. Während des Sabbat dürfen die Juden z.B. keinerlei Arbeit verrichten. Insgesamt gibt es 39 Arten von Arbeiten, die am Sabbat nicht erlaubt sind - darunter auch das Tragen von Gegenständen jeglicher Art vom privaten in den öffentlichen Bereich. Der private Bereich einer Gemeinschaft muss klar definiert und z.B. durch einen Zaun vom öffentlichen abgegrenzt sein. Um die Bewegungsfreiheit am Sabbat etwas zu erweitern, hat man deshalb mit Hilfe von Drahtseilen ganze Wohnblöcke umspannt und zum Eruv (Sabbatzaun) erklärt. Innerhalb des durch das Seil markierten Gebiets darf man dann auch am Sabbat Gegenstände herumtragen. Im jüdischen Viertel in Antwerpen kann man überall an den Straßenlaternen die gespannten Drahtseile sehen.

Eine besondere Sehenswürdigkeit Antwerpens ist der Bahnhof Antwerpen-Centraal. Schon in ihrer frühen Stadtgeschichte war Antwerpen eine der größten Handelsmetropolen der Welt und so ist auch der heutige Bahnhof einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte des Landes. Die prunkvolle Empfangshalle wurde Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut und gehört zu den schönsten Bahnhofgebäuden Europas.

Aber nicht nur das Bauwerk an sich ist sehenswert. Das bunte Gemisch aus Menschen aller Nationen und Hautfarben, das durch die Halle wuselt, ist mindestens genauso interessant.

Vom Bahnhof ging es weiter zum Hafen von Antwerpen und hier sticht vor allem ein Gebäude ins Auge - das erst kürzlich fertiggestellte Port House. Es mutet wie eine Mischung aus Schiff und Diamantensplitter an und wurde von der mittlerweile verstorbenen Star-Architektin Zaha Hadid entworfen.

Zum Schluss besuchten wir noch das historische Stadtzentrum von Antwerpen. Im 15. Jahrhundert war die Stadt an der Schelde eine der größten Städte der Welt und bereits damals ein Zentrum des Diamantenhandels. Heute gilt Antwerpen als der wichtigste Diamantenhandelsplatz der Welt, an dem sich ca. 1600 Diamantenfirmen angesiedelt haben.

Die Altstadt wird von der Liebfrauenkirche dominiert. Der Bau der siebenschiffigen Kathedrale dauerte 170 Jahre doch man war damit nicht zufrieden und wollte sie dreimal so groß bauen. Diese Pläne wurden jedoch duch einen Brand im Jahr 1533 zunichte gemacht, bei dem große Teile der Kirche zerstört wurden. Sie wurde in der Folgezeit in ihrer ursprünglichen Größe wieder aufgebaut.

Besonders sehenswert ist auch in Antwerpen wieder der Grote Markt mit den prunkvollen Gildehäusern. Überhaupt hat mir die Altstadt sehr gut gefallen und ich hätte dort gerne noch etwas mehr Zeit verbracht, aber die Wettergötter waren und an diesem Tag nicht hold und es hatte wieder zu regnen angefangen. Da die Dusche von oben nicht aufhören wollte und immer stärker wurde, haben wir uns dann schon früher als geplant von Antwerpen verabschiedet.

Insgesamt war es eine sehr interessante Reise mit vielen neuen Eindrücken. Trotzdem ist Belgien kein Land, das ich jetzt unbedingt noch ein zweites Mal besuchen muss. Die belgische Mentalität ist gewöhnungsbedürftig und die Atmosphäre ist ziemlich bedrückend. Es wirkt so, als hätte irgendetwas die Lebenskraft aus diesem Land gesaugt. Die Städte sind sehenswert, aber auch nicht auf eine Art und Weise, dass sie einen wirklich in Bann ziehen würden wie das z.B. bei mir bei Budapest und Prag der Fall war.

Bei der nächsten Reise im Oktober geht es dann für zwei Wochen nach Andalusien, worauf ich mich schon sehr freue. Besonders auf die Alhambra und die Meerenge von Gibralta bin ich schon sehr gespannt.