Von der Zeit der spanischen Herrschaft her sind 80% der Belgier auch heute noch katholisch, allerdings leben sie diesen glauben nicht aus. Louise drückte es folgendermaßen aus: wir werden getauft, machen Kommunion, heiraten vor der Kirche, sterben vor der Kirche. Dazwischen vergessen wir die Kirche.
Auf dem Weg nach Gent kamen wir an einigen kleineren Ortschaften mit Häusern aus dunklem Backstein vorbei. Wir erfuhren, dass die Belgier "mit einem Ziegelstein im Magen" geboren werden - jeder möchte in seinem Leben unbedingt ein eigenes Haus haben. Früher ging das noch vergleichsweise einfach, doch heute sind die Grundstücke extrem teuer. Trotzdem strebt jeder Belgier zumindest eine eigene Wohnung an.
Als wir am späten Vormittag in Gent ankamen, traf uns auch hier erstmal dezent der Schlag - auch hier war gerade ein Sommerfestival in Gang und alle interessanten Gebäude waren mit Bühnenaufbauten, Festzelten und Fahrgeschäften verstellt. Deshalb an dieser Stelle mein Rat an alle, die Belgien gerne einen Besuch abstatten möchten: Tut es auf keinen Fall im Juli!
Tatsächlich war es in Gent noch schlimmer als in Brügge. Auf den Straßen lag haufenweise der Müll herum und junge Leute hockten am Boden rum und glühten schon mal für den kommenden Abend vor. Um zu verhindern, dass die Partylöwen ihre Getränke wieder am Straßenrand zurückgaben, standen überall mobile Pissoirs herum. Sowas hatte ich auch noch nie gesehen.
Besonders amüsant fand ich auch die Statue von Jacob van Artevelde auf dem Freitagsmarkt. Umringt von Fahrgeschäften wirkte es fast so, als würde Artevelde sie von seinem Sockel aus dirigieren.
Abgesehen davon hat mir Gent aber sehr gut gefallen. Auch in Gent ist die frühmittelalterliche Bausubstanz noch größtenteils erhalten und es gibt fast 10000 kulturhistorisch wertvolle Gebäude. Besonders malerisch sind die alten Gildehäuser an der Gracht des alten Hafens, die Graslei und Korelei.
Beeindruckend ist auch der Gravensteen - die einzige erhaltene mittelalterliche Burg in Flandern. Der Gravensteen wurde im 12 Jahrhundert erbaut und war Residenz der Grafen von Flandern. Leider war gerade der Platz vor der Burg mit einem riesigen Festzelt verstellt, so dass ich den Gravensteen nicht vernünftig vor die Linse bekam.
Beim Gravensteen überraschte uns dann ein heftiger Wolkenbruch und wir flüchteten ins Groot Fleeshuis am Groentenmarkt. Hier baumeln große Schinken von der jahrhundertealten Decke. Bedeckt waren sie mit einer dicken, gräulichen Fettschicht. Eine Kostprobe konnten wir uns da leicht verkneifen.
Zum Glück klarte das Wetter aber bald wieder auf und als wir den Kornmarkt im historischen Herzen der Stadt erreichten, blitze die Sonne zwischen den Wolken hervor. Hier drängen sich die drei berühmten Türme von Gent zusammen: die wahrlich beeindruckende Sint-Niklaaskerk, der Genter Belfried aus dem 14. Jahrhundert und die St. Bavo-Kathedrale, in der sich der von Jan van Eyck gestaltete Genter Altar befindet.
Bevor wir uns wieder auf den Rückweg machten, kehrten wir in ein Lokal vor der Sint-Niklaaskerk ein und ließen uns die letzte Bierverkostung in Belgien schmecken. Diesmal probierten wir Rodenbach, Steen Brigge und Brugge Tripel. Dazu gab es leckeren Thunfischsalat auf knusprigem Baguette.
Frisch gestärkt ging es dann weiter nach Antwerpen. Aber davon erzähle ich euch im letzten Belgien-Post.
Brüssel ist mir bekannt - alles andere war neu. Auch die Tatsache, dass die Belgier 'mit einem Stein im Magen' geboren werden. - Das fand ich sehr interessant und hatte noch nie zuvor davon gehört! - Danke, dass du uns mitgenommen hast auf deine Fahrt durch Belgien! LG Martina
AntwortenLöschenIn Gent bin ich noch nie gewesen, ein Fehler, wenn ich Deine Bilder so sehe. Ich kann gut verstehen, dass die Belgier alle ein Haus haben möchten, kann man besser wohnen?
AntwortenLöschenDanke für den interessanten Post und fürs Zeigen all der tollen Gebäude.
Ich wünsche Dir noch eine schöne Woche.
Viele liebe Grüße
Wolfgang
Das sind tolle Impressionen aus den beiden Städten, liebe Varis und prachtvolle Bauten. :-)
AntwortenLöschenIn Gent war ich auch noch nicht, aber die Stadt ist mit Sicherheit eine Reise wert.
Liebe Grüße
Christa
Liebe Varis,
AntwortenLöschendanke für weitere schöne Bilder von Eurer Tour durch Belgien! Wie ich sehe, war das Wetter nicht besonders, aber, die Leckereien haben Euch sicher dafür entschädigt ;O) Gut, daß die Schinken so hoch hingen *lach*
Ich wünsche Dir noch einen zauberhaften Tag!
♥ Allerliebste Grüße,Claudia ♥
....danke fürs mitnehmen auf deiner Belgien Reise! Gent war mir unbekannt aber eine schöne Stadt. Lg aus Wien
AntwortenLöschenDas sind wunderschöne Fotos. Gent kenne ich, in Brüssel war ich noch nicht.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Susa
Wunderschöne Fotos hast du von deiner Belgien Reise mitgebracht. Die alten Gildehäuser gefallen mir sehr. Beeindruckend sind auch die vielen alten, reich verzierten, Gebäude.
AntwortenLöschenLiebe Grüße vom Emma und Lotte Frauchen
So schöne Aufnahmen, ich werde sie mal meiner Schwester zeigen, die fährt im September nach Belgien.
AntwortenLöschenDa hat sie ja auch jede Menge Vorfreude.
Lieben Gruß Eva
Mobile Pissoires sind auch mir neu! Und das letzte Bild ist irgendwie klar nach einer genialen Stadtrunde. Hinsetzen, andere Luft atmen, müde reflektieren. Hach, wie fein!
AntwortenLöschenNach dem aufschlussreichen Stadtrundgang - völlig trocken überstanden - eine schöne Portion luftgetrockneten Schinken, bitte ganz dünn geschnitten und ein kühles Bierchen - herrlich und macht soooo zufrieden ;-))
AntwortenLöschenSchönen Gruß,
Luis
Die Fachwerkshäuser sind ein Traum! Und der von der Decke hängende Schinken ist auch ein Anblick, den man nicht alle Tage hat :-)
AntwortenLöschenDen Tag bei einem guten, kalten Getränk und noch besserem Essen ausklingen lassen, macht so eine Urlaub doch erst perfekt.
Alles Liebe Babsy