Dienstag, 6. März 2018

Tell a Story #9 -Pflanzen

An einem offenen Paradiesgärtchen geht der Mensch gleichgültig vorbei und wird erst traurig, wenn es verschlossen ist. 
(Gottfried Keller)

So wie Gottfried Keller das beschreibt, kommen mir leider viele Menschen in Bezug auf die Natur vor. Sie ist ihnen gleichgültig und sie sehen ihre Schönheiten nicht. Wenn man sagt "Schaut mal, wie schön dieser Wald, diese Blume oder dieser Baum ist", erntet man verständislose Blicke. An schönen Tagen sieht man die Leute ihren "Pflichtspaziergang" machen, ohne rechts oder links zu schauen. Man sieht wie Jogger und Radfahrer sich mit verbissenem Blick einen abhecheln, ohne die Schönheiten um sich herum wahrzunehmen. Natur dient bestenfalls noch als Kulisse um "fit" zu bleiben und somit dem fragwürdigen Schönheitsideal der Gesellschaft zu entsprechen.

Wenn sie nicht als Kulisse dient, stört sie. Ich kann das leider jeden Tag bei unseren Nachbarn erleben, die bei sich im Garten alle Bäume entfernt haben und sich über jedes Blatt, das auf ihren geheiligten Betonboden fällt, mordsmäßig aufregen können. Natur ist für sie gleichbedeutend mit Unordnung und Dreck.

Werden solche Menschen traurig sein, wenn die Natur einmal den Bach hinuntergegangen ist, und merken, was sie verloren haben, wenn es nicht mehr da ist? Ich weiß es nicht so recht. Erst, wenn ihnen selbst die Nahrungsgrundlage und der Sauerstoff entzogen wird, beginnen sie vielleicht einmal nachzudenken.

Ich selbst liebe die Natur und bin immer wieder begeistert über die Schönheiten, die sie hervorgebracht hat. In der Stadt würde ich eingehen wie eine Primel. Ich brauche Freiheit, frische Luft und Grünzeug um mich rum. Pflanzen spielen eine große Rolle in meinem Leben und unser Garten ist mittlerweile zu einem kleinen grünen Dschungel geworden. In der warmen Jahreszeit ist das für mich eine richtige Wohlfühloase. 



Meine Uroma hatte einen sehr großen Gemüse- und Obstgarten bewirtschaftet und auch für mich ist es wichtig, Gemüse selbst zu ziehen. Nicht in dem großen Stil wie meine Uroma natürlich - das wäre zeitlich ja gar nicht möglich. Aber doch so, dass man in den Sommermonaten Tomaten, Gurken, etc. nicht mehr zukaufen muss und auch für den Winter noch was einlegen kann. 
Ich fände es auch wichtig, dass das jeder einmal machen müsste - einfach um zu sehen, was es bedeutet, die Pflänzchen vom Keimling bis zur früchtetragenden Pflanze großzuziehen und somit zu realisieren, dass Früchte nicht im Supermarktregal wachsen und Pflanzen ebenfalls Lebenwesen sind, die auf ihre Umwelt reagieren und umsorgt werden wollen. 

Das ist auch so ein Thema, bei dem ich mich über die Kurzsichtigkeit mancher Menschen aufregen könnte. Tierschutz ist überall ein großes Thema und wird auch oft in den Medien umfangreich präsentiert. Sicher ist es wichtig Tiere zu schützen und ihnen ein lebenswertes Leben zu bieten. Doch was ist mit Pflanzenschutz? Pflanzen sind ebenso Lebenwesen wie Tiere und Menschen es sind, auch wenn sie nicht muhen, grunzen, lieb gucken oder weglaufen können. Monokulturen und anschließender Pestizideinsatz ist für Pflanzen genauso stressig wie es Massentierhaltung und Arzneimittelcocktail für Tiere ist. Wenn ein Stück Fleisch verzehrt wird, haben viele Menschen schon ein schlechtes Gewissen, aber beim Verspeisen eines Salattellers und beim Blumenpflücken macht man sich keine Gedanken darüber, dass auch hier Lebewesen zur Ernährung oder zur Erheiterung des Menschen ihr Leben lassen müssen.

Um als Lebewesen zu überleben, muss man andere Lebewesen verspeisen. Das ist eine Tatsache, mit der sich jeder, der nicht verhungern möchte, abfinden muss. Die Natur ist kein Streichelzoo, in dem der Mensch das einzige Raubtier ist. Sie kann auch ohne Mensch ganz schön blutrünstig sein. Was dem Menschen aber im Gegensatz zur Natur eigen ist, ist Unachtsamkeit und Respektlosigkeit. Achtsamkeit und Respekt ist jedoch essentiell um das natürliche Gleichgewicht aufrecht zu erhalten - egal ob im Umgang mit anderen Menschen, mit Tieren oder mit Pflanzen.
 

13 Kommentare:

  1. Anonym10:28

    Liebe Varis,
    das sehe ich genauso wie du auch. Ich habe auf dem Bauernhof meiner Großmutter gearbeitet, ich weiß, was es heisst Getreide auszusähen, ich weiß, was es heisst Gurken zu ernten und auch Kartoffeln zu glauben.
    Meine Oma hatte einen großen Gemüsegarten und hat auch ihr Gemüse selbst gezogen und und und. Aber sei mir nicht böse, ich gehe doch lieber in den Hofladen, der lebt nämlich davon und klaufe mir das Gemüse dort.

    Ich war im Weinberg meiner Oma und habe Reben geschnitten und war bei der Lese dabei.

    Ich bin Vegetarier aus Überzeugung und ich esse auch nichts, was Augen hat, außer Kartoffeln.
    Bin der Meinung, dass wir vor den Lebensmittel Achtung haben sollten und gerade beim Fleisch wissen sollten, was wir da essen.

    Viele Kinder wissen ja gar nicht, wo das Fleisch herkommt, das sie hier essen, man kauft es im Supermarkt oder beim Metzger, so der Tenor eines Erstklässlers.

    Ich habe mich immer darüber aufgeregt, als wir im Urlaub auf dem Deich liefen und die Kinder diese herzlichen Deichlämmer angeschaut haben und sich gefreut haben.

    Nachher haben sie im Gasthof "Föhrer Deichlammbraten" verspeist, nicht wissend, was sie hier essen.

    Ein bisschen Respekt sollten aber auch die Verkäufer an der Theke haben, die mit einer Gabel das Fleisch aus der Theke stechen.

    Vielleicht gehts nicht anders.

    Lieben Gruß Eva

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    1. Anonym12:11

      Liebe Varis,
      komm nochmals zurück.
      Ich habe zwar keinen Garten, aber ich sehe die Schönheiten in der Natur, vielleicht weit mehr als jeder Gartenbesitzer, denn was mein Parnter auf seinen Wilkräuterlehrgängen uns allen auch zeigt ist schon wunderbar. Ich laufe und radele durch die Natur, ja und manchmal schnell um Kilometer zu machen, aber ich habe auch Zeiten, in denen ich vieles sehe, was andere nicht sehen.
      Wenn ich hier herumgehe, sehe ich viele Vorgärten usw. die zugepflastert sind, ja auch, weil die Leute keine Lust mehr haben zu arbeiten. Wofür dann ein Haus und Garten.

      Liebe Grüße Eva
      ich denke, wer meinen Blog liest, der hat schon sehr viel von der Natur hier mitbekommen an Pflanzen, die noch Niemand so gesehen hat bzw. wußte, dass es sie gibt.

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  2. Liebe Varis,
    vielen Dank für deine wertvollen Worte. Sie sind so wahr!
    Auch wenn wir Fleisch essen, so wissen wir wo es herkommt. Der Bio-Bauernbetrieb im Dorf hält die Rinder und wir können dann davon beziehen.
    Auch bei uns hat es Nachbarn mit einem Parkplatz im Garten. Ich sage dem so, weil sie die Rasenfläche entfernten und darauf nun Platten machten. Da sitze sie auf ihren Platten und haben im Sommer so heiss, dass sie die Platten mit Wasser abspritzen müssen. Ts, ts.
    Der Nachbar hinten hat aus seiner grünen Böschung eine Steinwüste gemacht, was zur Folge hat, dass der Igel nicht mehr allen Böschungen entlang laufen kann, weil es einen Steinunterbruch hat. So schade, ich habe den Igel nicht mehr gesehen.
    Ich wünsche dir einen sonnigen Tag und
    liebe Grüsse
    Eda

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  3. Wahre Worte... Viele durchschauen die natürlichen Zusammenhänge auch gar nicht mehr, geschweige denn, dass sie die Natur lieben oder ihre Schönheiten sehen.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  4. Ein wunderbarer Post, liebe Varis, Du hast mir aus der Seele gesprochen. Jeden einzelnen Satz kann ich voll unterstreichen. Ich komme gerade von draußen, habe ein wenig Ordnung im Garten gemacht, gekehrt und geschaut, ob an meinen Lenzrosen noch etwas zu retten ist. Ich war im Pullover. Es ist so ein schöner Tag und obwohl ich im Augenblick Grund habe, sehr traurig zu sein, erinnert mich heute die Natur daran, dass das Leben weitergeht.
    Liebe Grüße
    Edith

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  5. Anonym16:49

    Hallo Varis,
    wir sind Seelenverwandte, denn auch ich könnte nicht ohne Garten leben. Mein jetziger Garten war früher der Gemüsegarten meiner Großmutter und danach wurde er vom Vater bepflanzt. Ich habe daraus einen Staudengarten gestaltet, weil die Lage und der Boden für Gemüse sehr ungünstig sind. Jedoch kultiviere ich viele Gartenkräuter, die in unserer Küche Verwendung finden.
    Über jedes noch so kleine Insekt im Garten freue ich mich. Klar, dass ich keine Gifte verspritze.
    Liebe Grüße von Ingrid

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  6. Die Versteinerung unserer Parzellen wird noch ein Problem bringen. Wo sollen die ganzen Insekten und unsere Vogelwelt ihre Nahrung und Unterschlupf finden. Ich staune immer wie die Leute von den Gartenbauern beraten werden. Bald wird das summen der Roboter wieder in jedem Garten zu hören sein. Ich schätze unser selbstgezogenes Gemüse sehr und freue mich wenn es bald wieder los geht mit gärtnern.
    L G Pia

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  7. Anonym23:11

    beim Beton ist allerdings ein kleiner Trost, dass es trotzdem so manche Pflanze vermag durch diese graue Einheitsmasse wieder zu dringen und Lebensraum zurückgewinnt.

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  8. Liebe Varis,
    danke für diesen wunderbaren, wenn auch zum Teil traurigen Post! Auch ich könnte nicht ohne mein Gärtchen, ohne die Wunder der Natur sein!
    Dazu fiel mir sofort diese Weissagnung der Cree ein:

    „Erst wenn der letzte Baum gerodet,
    der letzte Fluss vergiftet,
    der letzte Fisch gefangen ist,
    werdet Ihr merken,
    dass man Geld nicht essen kann.“

    ღ Ich wünsche Dir einen schönen Tag mit ganz viel Glücksgefühl! ღ
    ♥ Allerliebste Grüße , Claudia ♥

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  9. Ein feiner Post, du sprichst mir aus der Seele.

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  10. Liebe Varis,
    ich bin auch kein Stadtmensch und brauche Pflanzen um mich. In der Wohnung sind es die vielen Zimmerpflanzen und wenn es im Gärtchen grünt und blüht bin ich glücklich. Jedes Jahr fiebere ich dem Frühjahr entgegen, damit ich die Kübelpflanzen endlich aus ihrem Winterquartier befreien kann.
    Liebe Grüße vom Emma und Lotte Frauchen

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  11. Gut gesprochen (geschrieben), liebe Varis. Ich habe keinen Gemüsegarten mehr, weiß aber noch sehr wohl, wieviel Arbeit es für gutes Gemüse braucht. Man kann ja auch zur Umwelt beitragen, wenn man nur regionales Gemüse und Obst kauft...LG Petra

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  12. ich bin auch mit Garten und Natur aufgewachsen und ich brauche das auch heute noch
    die Unsitte im Vorgarten Steine oder Platten auszulegen nimmt hier leider auch immer mehr zu
    nur keine Arbeit haben ..

    liebe Grüße
    Rosi

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